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Temperaturentwicklung

Im Gegensatz zum natürlich auftretenden Klimawandel ist der Klimawandel seit Beginn der Industrialisierung hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten (Verbrennung fossiler Energieträger, Landnutzungsänderungen, etc.) und den damit verbundenen Anstieg der atmosphärischen Treibhausgas(THG)-Emissionen verursacht. Seit 1864 ist die bodennahe Lufttemperatur in der Schweiz um 2 °C angestiegen. Der Trend des Temperaturmittels liegt bei etwa +0.14 °C pro Jahrzehnt und ist damit doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt. Werden nur Messungen ab 1961 betrachtet, verzeichnet die Schweiz eine Temperaturzunahme von +0.39 °C pro Jahrzehnt und somit einen dreimal schnelleren Anstieg als der lineare Trend über die gesamte Messperiode seit 1864. Den stärksten Anstieg ist seit den 1980er-Jahren erkennbar. Im Thurgau hat die mittlere Jahrestemperatur, verglichen mit der Normperiode 1981–2010 , pro Jahrzehnt um +0.34 bis +0.55 °C zugenommen.

Infolge der stärkeren Erwärmung nehmen in der Schweiz überdurchschnittlich warme Jahre zu: Seit 1986 liegen die Jahresmitteltemperaturen über der Referenzperiode 1961–1990, und die fünf wärmsten Jahre der Messreihe 1864–2019 wurden allesamt nach 2010 gemessen.

Abbildung 1: Abweichung der Jahrestemperatur vom Durchschnitt 1961–1990 (Quelle: BAFU).

Saisonal ist die Erwärmung seit den 1980-er Jahren pro Jahrzehnt ab 1961 messbar: 

Jahreszeit Schweiz Thurgau
Winter +0.31 °C +0.36 bis +0.46 °C
Frühling +0.46 °C +0.37 bis +0.6 °C
Sommer +0.54 °C +0.44 bis +0.67 °C
Herbst +0.26 °C +0.19 bis 0.45 °C

Mit der Zunahme der Durchschnittstemperatur nehmen sowohl die Höchstwerte zu, als auch die Häufung der Extremwerte: Die Anzahl der jährlichen Hitzetage – Tage mit Höchsttemperaturen von 30 °C und mehr – haben in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen: In der Nordostschweiz, und damit auch im Thurgau, misst man heute etwa 10 Hitzetage pro Jahr. Im Thurgau haben sich die Hitzetage seit Anfang der 70er gehäuft, besonders nach der Jahrtausendwende (Abbildung 2). Seit Messbeginn haben die Hitzetage ca. um +2 bis +2.5 Hitzetage mehr pro Jahrzehnt zugenommen, in höheren Lagen um +0.8 Tage pro Jahrzehnt. Dies jeweils im Vergleich zur Normperiode 1981–2010.

Abbildung 2: Entwicklung der Anzahl der Hitzetage von 1971 bis 2020 an den Stationen Aadorf/Tänikon, Güttingen und Salen-Reutenen.

Neben Hitzetagen belasten auch Tropennächte die Gesundheit von Mensch und Tier, da die Erholung ungenügend ist. Während Tropennächten sinkt die Tiefsttemperatur nicht unter 20 °C. An Messstandorten, an denen heute bereits öfter Tropennächte registriert werden, wird seit 1961 eine starke Zunahme verzeichnet, besonders seit Anfang der 1980-er Jahre. Im Thurgau hat seit 1971 die Anzahl Tropennächte besonders in Höhenlagen wie der Station Salen-Reutenen und besonders ab 2010 zugenommen. Tropennächte nehmen vor allem in höheren Lagen zu, weil in der Nacht die Luft abkühlt. Dabei sinkt die kalte Luft in tiefere Lagen und sammelt sich dort an. Die wärmere Luft bleibt in den höheren Lagen zurück.

Abbildung 3: Anzahl Tropennächte von 1960 bis 2020 an den Stationen Aadorf/Tänikon, Güttingen und Salen-Reutenen.

Das veränderte Klima zeigt sich auch bei kalten Tagen, Kälteperioden und kalten Jahren, die in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen haben (vgl. Abbildung 1). Die Nullgradgrenze ist seit 1961 in allen Jahreszeiten angestiegen. Seit den 1960-er Jahren hat die Zahl der Frosttage – Tage, an denen die Tiefsttemperatur unter 0 °C liegt – schweizweit stark abgenommen. Im Thurgau hat sich die Zahl der Frosttage seit Messbeginn 1971 ungefähr um -3.7 (Güttingen) bis -6.1 (Salen-Reutenen) Tage pro Jahrzehnt, gegenüber der Normperiode 1981–2010, reduziert. Den stärksten Rückgang verzeichnen die Stationen seit 2010. Dies deckt sich mit der Feststellung, dass die Jahreszeiten, in denen Frost vorkommen kann (Herbst, Winter und Frühling), seit dann ebenfalls gehäuft überdurchschnittlich warm ausfallen. Zum Vergleich: 1971 gab es in Salen-Reutenen 134 Frosttage, 2020 noch 89 und im Extremjahr 2014 noch 48. Abbildung 4 zeigt die Entwicklung der Anzahl Frosttage stellvertretend für die Station Aadorf/Tänikon.

Abbildung 4: Abweichung der Anzahl Frosttage von der Normperiode 1981–2010 von 1977 bis 2023 an der Station Aadorf/Tänikon.

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