Bisherige Entwicklung
Bei den Treibhausgasen (THG) kann zwischen direkten und indirekten Emissionen unterschieden werden:
Direkte Treibhausgasemissionen
Direkte THG-Emissionen sind diejenigen, die innerhalb des Kantons Thurgau ausgestossen werden (territoriale THG-Emissionen). Im Jahr 2018 lagen diese bei total 1.5 Mio. t CO2eq. Grafik 1 zeigt für das Jahr 2018 die Beiträge der einzelnen Sektoren auf.
Die Aufteilung nach Sektoren entspricht derjenigen des THG-Inventars der Schweiz. Nicht enthalten sind in dieser Betrachtung die Emissionen, die durch den Konsum im Kanton verursacht, aber anderswo – beispielsweise bei der Produktion – ausgestossen werden (siehe indirekte Emissionen). Ebenso aus dem Emissionskataster ausgeklammert die Emissionen und Senken aufgrund von Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Waldbewirtschaftung.
Am meisten ins Gewicht fallen die energiebedingten Emissionen durch die Verbrennung von fossilen Brenn- und Treibstoffen in den Bereichen Gebäude, Verkehr und Industrie mit insgesamt 66 % aller kantonaler Emissionen. Knapp ein Viertel der Emissionen stammen aus landwirtschaftlichen Aktivitäten, namentlich aus der Tierhaltung und aus der Düngung landwirtschaftlicher Böden und der Hofdüngerbewirtschaftung. Als landwirtschaftlich geprägter Kanton liegen die kantonalen Emissionen aus der Landwirtschaft mit 24 % verglichen mit denjenigen der Schweiz mit 14 % deutlich höher. 5 % der kantonalen Emissionen stammen aus der Abfallverbrennung der Kehrichtverbrennungsanlage in Weinfelden (KVA Thurgau), rund 1 % aus der Abfallbehandlung in Deponien und Abwasserreinigungsanlagen sowie der Kompostierung und Vergärung von Abfällen in Biogasanlagen. Die synthetischen Gase (4 % der THG-Emissionen) machen fast gleich viel aus wie die KVA. Sie werden als Kältemittel, als elektrische Isolatoren und als Lösungsmittel sowie bei der Herstellung von Schaumstoffen verwendet.
Zwischen 1990 und 2018 sind die THG-Emissionen im Kanton Thurgau um 10 % zurückgegangen (Abbildung 2).
Der Rückgang ist primär auf substanzielle Emissionsminderungen im Gebäudebereich (-27 %) durch den Ersatz fossiler Heizsysteme und einen effizienteren Gebäudepark sowie auf Prozessoptimierungen in der Industrie (-24 %) zurückzuführen. In der Landwirtschaft sanken sie um 8 %. Praktisch unverändert blieb der Verkehr (+1 %), während die Emissionen der KVA (+70 %) sowie durch die Verwendung synthetischer Gase (+593 %) gestiegen sind.
Indirekte Treibhausgasemissionen
Indirekte THG-Emissionen sind diejenigen Emissionen, die durch den Konsum im Kanton verursacht, aber anderswo ausgestossen werden. Konsumbedingte THG-Emissionen fallen grösstenteils ausserhalb der Kantonsgrenzen und mehrheitlich im Ausland an z. B. fallen sie bei der Rohstoffgewinnung sowie bei der Herstellung und dem Transport von Produkten und Nahrungsmitteln an.
Der Konsum von ausländischen, importierten Gütern verursacht im Vergleich mit den Emissionen im Inland pro Kopf der Wohnbevölkerung deutlich mehr Emissionen. Betrachtet man den gesamten THG-Fussabdruck der Schweiz, d.h. die Gesamtmenge der Emissionen, die durch die Endnachfrage verursacht werden, sind diese indirekten Emissionen rund 1,5-mal so hoch wie diejenigen, die innerhalb der Landesgrenzen ausgestossen werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Situation für den Kanton Thurgau ähnlich ist (Abbildung 3).
Die Emissionen gemäss Territorialprinzip entsprechen den direkten THG-Emissionen, die importbedingten Emissionen des Kantons Thurgau werden auf Basis der Schweizer Zahlen abgeschätzt. Zusätzlich wird hier der Thurgauer Anteil am internationalen Luftverkehr in der Betrachtung der indirekten Emissionen mitberücksichtigt, da diese Emissionen ebenfalls ausserhalb der Kantonsgrenze (Flughafen Zürich) anfallen.
Der THG-Fussabdruck des Kantons Thurgau zeigt, dass ein grosser Teil der verursachten Emissionen ausserhalb der Kantonsgrenzen anfallen. Deshalb ist es zentral, auch diese Emissionen zu reduzieren, um das globale Klimaziel zu erreichen.