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Landwirtschaft und Ernährung

Die Landwirtschaft verursacht 24 % (362 kt CO2eq) an den direkten Treibhausgasemissionen im Thurgau (Stand 2018). Ein Grossteil der landwirtschaftlichen Treibhausgas(THG)-Emissionen entfällt auf CH4 (65 %) und N2O (29 %). Die CH4-Emissionen stammen hauptsächlich aus der Rindviehhaltung und der Hofdüngerwirtschaft; N2O (29 %) entsteht auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und, in geringem Masse bei der Düngerlagerung und -ausbringung. An dritter Stelle folgen CO2-Emissionen (6 %, Treibhausgasinventar TG 2021). 

Sektorziele bis 2050

  • Die THG-Emissionen der Ernährung pro Kopf sind gegenüber 2020 um mindestens zwei Drittel reduziert.
  • Die direkten THG-Emissionen der landwirtschaftlichen Produktion sind gegenüber 1990 um mindestens 40 % reduziert. Gleichzeitig leistet die landwirtschaftliche Produktion einen mindestens gleich grossen Beitrag zur Deckung des Nahrungsmittelbedarfs in der Schweiz wie im Jahr 2020 (Beurteilungsgrundlage: Bruttowertschöpfung). Die Tragfähigkeit der Ökosysteme wird dabei berücksichtigt.
  • Die Leistungen des Bodens als Kohlestoffspeicher sind langfristig gesichert.

Handlungsfeld: Gesunde, ressourcenschonende Ernährung

Eine gesunde, ressourcenschonende Ernährung birgt das grösste Potenzial für den Klimaschutz im Sektor Landwirtschaft und Ernährung. Eine Ernährung, die den Empfehlungen der Lebensmittelpyramide entspricht, führt zu einem geringeren Konsum an tierischen Produkten und folglich zu einer Reduktion der THG-Emissionen. Der Kanton fördert eine gesunde, ressourcenschonende Ernährung mit zielgruppenspezifischen Informationen – auch in den für die kantonale Verwaltung relevanten Betrieben der Gemeinschaftsgastronomie. Weiter setzt er sich für die Vermeidung unnötiger Lebensmittelabfälle (food waste) ein, ebenfalls mittels Information und Sensibilisierung sowie Unterstützung der Verpflegungsbetriebe der kantonalen Institutionen.

Handlungsfeld: Verarbeitung, Handel und Transport

Damit eine dauerhafte Veränderung des Ernährungssystems gelingen kann, muss diese von allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette mitgetragen werden, auch von Lebensmittelverarbeitung, Handel und Transport. Der Kanton prüft mit diesen Akteuren Möglichkeiten zur Reduktion der THG, zum Aufbau von Absatzkanälen für pflanzliche Alternativen zu tierischen Produkten und zur Förderung (mit Bildung und Beratung) der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte.

Handlungsfeld: Klimaschonende Landwirtschaftsstrukturen

Die direkten THG-Emissionen aus der Landwirtschaft werden massgeblich durch die landwirtschaftlichen Produktionsstrukturen beeinflusst. Mit einem Zukunftsbild «Landwirtschaft und Ernährung Thurgau 2050» schafft der Kanton Thurgau Grundlagen für eine klimaschonende Land- und Ernährungswirtschaft, welche die Tragfähigkeit der Ökosysteme berücksichtigt. Unter anderem werden Möglichkeiten skizziert, wie die relativ hohen Tierbestände mittel bis langfristig klimawirksam angepasst werden können. Weiter überprüft der Kanton die Bewilligungspraxis für landwirtschaftliche Bauten, da diese die landwirtschaftlichen Produktionsstrukturen beeinflusst. In diesem Zusammenhang wird auch das Potenzial von erneuerbaren Energien, z.B. die gleichzeitige Produktion von Lebensmitteln und Solarstrom (Agrophotovoltaik) geprüft.

Handlungsfeld: Klimaoptimierte Produktion

Produktionstechnische Optimierungen (Effizienzmassnahmen) bieten weitere Möglichkeiten, direkte THG-Emissionen zu reduzieren. In der Tierhaltung können THG-Emissionen Anpassungen in den Bereichen Herdenmanagement, Fütterung und Hofdüngermanagement verringert werden. Biogasanlagen ermöglichen Energie aus Hofdüngern und anderen Biogasquellen zu gewinnen und klimaschädigende THG-Emissionen aus Hofdünger zu vermeiden. Der Kanton führt bestehende Aktivitäten im Bereich der klimaoptimierten Tierhaltung und des Hofdüngermanagements weiter, lässt neue Erkenntnisse in die landwirtschaftliche Bildung und Beratung einfliessen und prüft das Potenzial für spezifische Projekte.

Im Pflanzenbau setzt sich der Kanton für eine Optimierung des Düngermitteleinsatzes, für eine humusfördernde Bewirtschaftung sowie bodenschonende Bodenbearbeitung und Bewirtschaftung ein. Einerseits lassen sich dadurch die THG-Emissionen weiter reduzieren, andererseits kann die Kohlenstoffspeicherung des Bodens verbessert und die Bodenfruchtbarkeit erhalten werden. Fruchtbarer Boden ist eine der wichtigsten Grundlagen für die Nahrungsproduktion und Biodiversität. Die dafür benötigten Kompetenzen werden in der landwirtschaftlichen Bildung und Beratung vermittelt.

Handlungsfeld: Forschung, Bildung und Beratung

Das Thema Klimaschutz soll in der landwirtschaftlichen Bildung und Beratung verankert und stärker thematisiert werden. Die landwirtschaftliche Forschung und Innovation, die auf den landwirtschaftlichen Versuchsbetrieben im Kanton bereits aktiv betrieben wird, soll weiter gefördert und der Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis unterstützt werden.

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