Verkehr und Raum
Der Verkehr verursacht rund 23 % (348 kt CO2eq) der gesamten Treibhausgas(THG)-Emissionen im Thurgau (Stand 2018), die aus der Verbrennung der fossilen Treibstoffe Benzin und Diesel im Strassenverkehr stammen. Der Schiffsverkehr verursacht rund 3 % der verkehrsbedingten THG-Emissionen, der Schienenverkehr verursacht nur vernachlässigbare Mengen. Der Anteil des Kantons Thurgau am internationalen und lokalen Flugverkehr wird in der Strategie nicht berücksichtigt.
Sektorziele bis 2050
- Der Landverkehr1 verursacht mit wenigen Ausnahmen2 keine direkten THG-Emissionen mehr.
- Die raumwirksamen Tätigkeiten sind auf das Netto-Null-Ziel ausgerichtet.
1 Alle Transport-, Verkehrsmittel und Verkehrsinfrastruktur, welche auf einer Landfläche zum Einsatz kommen.
2 Eine Ausnahme besteht dann, wenn keine technischen Alternativen zur Verfügung stehen, diese zu teuer wären oder die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt wäre.
Handlungsfeld: Fossilfreie Antriebe
Die Dekarbonisierung des Verkehrs erfordert einen Technologiewandel und einen Umstieg auf fossilfreie, insbesondere elektrische Antriebe. Um bis 2050 einen fossilfreien Verkehr ökonomisch und effizient zu erreichen, ist vor allem im Personenverkehr ein beschleunigter Umstieg auf Elektrofahrzeuge notwendig. Der Stand der Technik ist zu berücksichtigen. Der Kanton setzt innerhalb der eigenen Verwaltung auf einen Umstieg auf fossilfreie Antriebe und Infrastruktur (Ladestationen) für die kantonale Fahrzeugflotte und arbeitet für die ÖV-Flotte frühzeitig einen Umstiegsplan zur Beschaffung von Elektrofahrzeugen aus. Weiter setzt sich der Kanton für verbesserte Rahmenbedingungen zur Marktdurchdringung fossilfreier Fahrzeuge ein, etwa durch eine verstärkte Förderung sowie Information und Beratung zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für fossilfreie Energieträger im öffentlichen Raum. Damit erhalten auch Mieter/-innen einen verbesserten Zugang zu Ladestationen. Der Kanton setzt sich beim Bund für verbesserte Rahmenbedingungen für Ladestationen ein.
Handlungsfeld: Infrastrukturpolitik/Abstimmung Verkehr und Siedlung
Die Abstimmung von Siedlung und Verkehr hat eine hohe THG-Relevanz. Mit einer Ausrichtung auf kurze Wege und autoarmes Wohnen soll der Kanton die bereits bestehenden Instrumente (Richtplanung, Gesamtverkehrsplanung Agglomerationsprogramme etc.) stärker in den Dienst der Klimapolitik stellen und den motorisierten fossil betriebenen Verkehr auf Fahrzeuge mit fossilfreien Antriebsarten verlagern. Es soll auch die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs sowie des Fuss- und Veloverkehrs gesteigert werden. Die Strasseninfrastrukturplanung fokussiert auf eine nachhaltige Mobilität (fossilfreie Verkehrsträger, prioritäre Förderung von Fuss- und Veloverkehr sowie des öffentlichen Verkehrs) sowie die Vermeidung von Mobilität. Weitere Ansatzpunkte des Kantons bestehen im Bereich der Schaffung und Bewirtschaftung des Parkraums. Beispielsweise sollen klimafreundliche 2000-Watt-Areale gefördert und mitentwickelt, die heutigen Regelungen in der Parkraumpolitik überprüft und ein regionales Parkierungsmanagement unterstützt werden.
Handlungsfeld: Nachhaltiges Mobilitätsverhalten
Mittels Mobilitätsmanagement und innovativen Programmansätzen sollen Verkehrsverhalten und Verkehrsnachfrage beeinflusst, das heisst Verkehr vermieden werden. Damit sollen der Verkehr umweltverträglicher und effizienter gestaltet und ökologische Verhaltensweisen gefördert werden. Mit einem eigenen Mobilitätsmanagement in der Verwaltung kann der Kanton seine Vorbildfunktion ausüben und mit Beratungsangeboten mittlere und grosse Betriebe dabei unterstützen, selbst ein Mobilitätsmanagement zu implementieren. Daneben sollen neue Technologien und Mobilitätsservices (insbesondere in den Bereichen dezentrales Arbeiten, Homeoffice und Sharing) gezielt unterstützt und die kombinierte Mobilität, bei der verschiedene Verkehrsmittel verknüpft werden, gefördert werden.
Handlungsfeld: Klimaschutz in raumplanerischen Instrumenten
Der Klimaschutz betrifft das ganze Aufgabenspektrum der Raumentwicklung. Sie bedient mit den Themenfeldern wie Siedlungsentwicklung nach innen, Abstimmung von Siedlung und Verkehr, Förderung von Fuss- und Veloverkehr, Trennung von Bau- und Nichtbaugebieten, Ver- und Entsorgung und Sicherung von Flächen für erneuerbare Energien zentrale Hebel für den Klimaschutz. Klimaschutz soll im Instrumentarium der Raumentwicklung, namentlich im kantonalen Richtplan und falls nötig auch in den Rechtsgrundlagen integriert werden, damit klimafreundliche Raumstrukturen und Baukultur geschaffen werden können. Zudem kann der Kanton die Gemeinden dabei unterstützen, ihre regionalen und kommunalen Planungsinstrumente ebenfalls klimaverträglich auszugestalten.
Handlungsfeld: Verkehrsabgaben
Fiskalische Anreize sind eine wichtige Rahmenbedingung, um fossilfreie Antriebe und klimagerechtes Mobilitätsverhalten zu unterstützen. Im Zentrum steht die kantonale Motorfahrzeugsteuer, die noch stärker als heute auf eine verursachergerechte Besteuerung setzen und fossilfreie Antriebe fördern soll. Zudem soll die Beseitigung von steuerlichen Fehlanreizen, die zu einer höheren Mobilität führen, geprüft werden. Weiter bringt sich der Kanton in die Diskussion des Mobility Pricing auf Stufe Bund ein, welches darauf zielt, die bestehende Infrastruktur besser zu nutzen und den Verkehr effizienter abzuwickeln.
Handlungsfeld: Güterverkehr
Der Güterverkehr ist wichtig für die Grundversorgung innerhalb der Schweiz sowie für den Güteraustausch mit dem Ausland und er wird weiter zunehmen. Es können THG-Emissionen verringert werden, wenn der Güterverkehr vermehrt auf emissionsarme Transportmöglichkeiten verlagert wird. Mittels konzeptioneller Instrumente wie beispielsweise dem Güterverkehrskonzept trägt der Kanton Thurgau zur Verlagerungspolitik des Bundes und zur Minimierung negativer Umweltwirkungen des Güterverkehrs bei. Zudem wirkt er beim digitalen Gesamtlogistiksystem Cargo sous terrain mit. Weiter trägt er Konzepte und Initiativen im Bereich der Feinverteilung (City-Logistik, Heimliefer- und Abholdienste) mit.
Handlungsfeld: Strasseninfrastruktur
Die Herstellung von Materialien wie Asphalt und Beton, die im Strassenbau verwendet werden, verursachen relevante Mengen an indirekten THG-Emissionen. Der Kanton prüft die Dekarbonisierungspotenziale von möglichen kohlenstoffärmeren Baumaterialien sowie Recyclingpotenziale von Baumaterialien.